Stab:
Regie: Gustav Ucicky
Drehbuch: Philipp Lothar Mayring, Jacob Geis; nach der Vorlage von Herbert Tjadens (Manuskript)
Produktion: Terra-Filmkunst GmbH
Musik: Willy Schmidt-Gentner
Kamera: Oskar Schnirch, Paul Rischke
Schnitt: Gertrud Hinz
Besetzung:
Brigitte Horney: Vera Niemeyer
Joachim Gottschalk: Leutnant Hans Keller
Hans Nielsen: Hauptmann Schulz
Ernst von Klipstein: Gefreiter von Elmendonck
Paul Otto: Hauptmann Lamberty
Ingolf Kuntze: Stabsarzt Bruckner
Paul Westermeier: Unteroffizier Kroll
Gerhard Bienert: Feldwebel Lemcke
Ludwig Schmid-Wildy: Lachner
Gustav Püttjer: Wolff
Jac Diehl: Deutscher Soldat beim Rückmarsch
Erich Dunskus: Proviantmeister in Damaskus
Friedrich Gnaß: Funker Gerlach
Heinz Welzel: Sterbender Soldat Schulz
Handlung:
Nach einer Idee von Herbert Tjadens, so hieß der Kriegsfreiwillige, der sich an die Front in Kleinasien meldete und dort Zeuge jenes grandiosen Kampfes wurde, den die verbündeten Türken und Deutschen gegen die erdrückende Übermacht der Engländer und der von ihnen durch „Geld und gute Worte" zu Bundesgenossen gemachten Eingeborenenstämme zu bestehen hatten. Später, als der Erste Weltkrieg längst beendet war, verdichtete sich die Erinnerung an die Erlebnisse auf dem Kriegsschauplatz zwischen Jordan und Mittelmeer zum Entwurf dieses Films. Tjadens war - wie so mancher- - durch die zupackende Gewalt des Kriegserlebnisses zum Schriftsteller geworden. Sein Filmentwurf „Aufruhr in Damaskus" wurde, nach mancherlei Irrwanderungen durch das unerforschte Land der Filmdramaturgie, von der Terra erworben und dem Produktionsprogramm 1938/1939 zugeteilt. Ph. L. Mayring gab dem inzwischen herangewachsenen Drehbuch die letzte Fassung. Aber die Herstellungsgruppe Otto Lehmann konnte mit dem Film weder ins Atelier noch zu den Außenaufnahmen gehen, denn ... Aufruhr und Verwirrung waren in der Welt, in der Zone von Damaskus sowohl als auch anderwärts. Zwischen Jordan und Mittelmeer knatterten die englischen Maschinengewehre, diesmal gegen dieselben Eingeborenen, die seinerzeit für Großbritannien gefochten hatten und die nun endlich die Erfüllung der ihnen damals gemachten Versprechungen verlangten. Auch sonst wurde die Welt von dem Fieber einer Krankheit geschüttelt, als deren Ursache eine chirurgische Behandlung erkannt wurde, für die das „Kollegium von Versailles" verantwortlich zu machen ist. Erst als sich nach dem historischen Treffen von München die Wogen der Erregung glätteten, konnte an die Verwirklichung der Filmidee „Aufruhr in Damaskus" gedacht werden. Der Bremer Argo-Dampfer „Habicht", den die Terra eigens für den Film gechartert hatte, verließ seinen Heimathafen, bemannt mit den Leuten vom Stab des Spielleiters Gustav Ucicky, einigen Darstellern - die anderen benutzten Eisenbahn, Schiff und Flugzeug - und bepackt mit Ausrüstungsgegenständen, Uniformen, Filmgerät und - Flaschenbier, denn es stand zu erwarten, daß es bald heiß zugehen würde. Der „Habicht" war kein Luxusdampfer. Er war das, was die Seeleute einen „Eimer" nennen. Und als er in die Biscaya kam, da blies der Wind, da rollten die Brecher über den Bug des Schiffes, und. die Filmleute segneten den Tag, als die Meerenge von Gibraltar in Sicht kam. Jetzt konnte sich der „Habicht" in der Nähe der nordafrikanischen Küste halten, im ruhigeren Gewässer und fernab von der spanischen Reibungsfläche. Hinter Tunis bog das Schiff ab, Richtung Tripolis. Als die Ankerketten im Hafen der Hauptstadt Libyens niederrasselten, war ein langer Stoßseufzer der Erleichterung unvermeidlich. Man vernahm ihn auch im „Castello", in der Burg von Tripolis, dem Amtsgebäude der libyschen Verwaltung, und man hatte Verständnis dafür. Marschall Balbo, von jeher ein begeisterter Freund Deutschlands, interessierte sich für den Film „Aufruhr in Damaskus" und sorgte dafür, daß die Filmleute alle nur erdenkbaren Erleichterungen genossen und daß ihnen die gewünschte Unterstützung auch dann zuteil wurde, als es sich um die Mitwirkung libyscher Truppenteile handelte. Brigitte Horney, Gustav Ucicky, Joachim Gottschalk und andere Darsteller wohnten im Hotel „Mehari" - das heißt „Reitkamel" - und mussten dort zuschauen, wie sie mit der Platzfrage fertig wurden. Um diese Zeit ist „Saison" in der Stadt Tripolis, der „weißesten Stadt der Welt", die von den Italienern sozusagen als stolze Fassade ihrer nordafrikanischen Besitzung errichtet wurde. Die anderen Leute vom Film blieben auf dem „Habicht", der damit zum „Filmmutterschiff" ernannt werden konnte. Jeden Morgen, den das letzte Vierteljahr von 1938 werden ließ, wurden die Bewohner der „Habicht"- Kabinen von Booten ans Land gebracht, in Omnibusse und in die Waggons des „Wüstenexpresszuges" verfrachtet und weit, weit ins Land Hineingefahren. Das Hinterland von Tripolis ist heute meilenweit bebaut. Die Oase dehnt sich erstaunlich groß hinaus, Wälder von Dattelpalmen breiten ihren spärlichen Schatten über ein Ackerland, dem Hunderte von Brunnen das Leben spenden, und hinter den niedrigen Lehmnauern liegen italienische und arabische Höfe, weiß in der Glut der Sonne, und warten auf den Regen, den die Filmleute so wenig gebrauchen können. Das Filmgelände bot sich dar, weit hinter der bebauten Zone, und die Sonne schien, aber mit Unterbrechung. Und das war die große Überraschung für alle jene, die noch nicht in Afrika gewesen waren. Bald aber war man der „Regenzeit" dankbar, daß sie dann und wann eine kleine kurzfristige Abkühlung brachte, denn die Sonne kann in der Wüste von fast mörderischer Kraft sein. Gut, man würde eben vier Wochen oder mehr länger in Tripolis drehen müssen. Viele haben es schon vergessen, daß hier, wo deutsche Filmleute ein behelfsmäßiges Fort errichteten, mit Gräben und Brustwehren, Beobachtungsturm und Drahtverhau, vor etwa zehn Jahren noch gekämpft wurde. Italien hat nach dem Weltkriege die Provinz Libia, neu gewinnen müssen. Es ist ein Boden, der oft umkämpft wurde, der seit Jahrhunderten umstritten ist. Sie machten den Deutschen in der Uniform kleinasiatischer Fronttruppen allerhand zu schaffen. Bei jedem Schuss, den die hinter ihren Sandsäcken lauernden Männer abgaben, wehte ihnen eine „Ladung Wüste" ins Gesicht. Aber sie schossen, was die Flinten hergaben. Sie schossen so freudig, daß die Munition nachbestellt werden musste. Und die dreihundert Spahis, die als syrische Beduinen auf das Fort zuritten, konnten Allah dafür dankbar sein, daß die Munition Filmmunition war. Die Spahis waren aber gar nicht dankbar. Es bedurfte einiger Überredung, ihnen klarzumachen, daß sie vor Gräben und Drahtverhau Haltzumachen und schleunigst zurückzureiten hätten, weil das Drehbuch es so verlangte. Dem „Feind" den Rücken zeigen? Ausgeschlossen! „Wir sind Söhne eines tapferen Volkes und denken nicht daran auszureißen!" Mit den eingeborenen Libyern musste ein langes und ein breites verhandelt werden, bis sie ihre heroische Haltung aufgaben. Sie ritten heran wie die Teufel. Es wurden herrliche Aufnahmen. Alle die großen Szenen vom Heldentum deutscher Soldaten, von der stillen Selbstverständlichkeit der Kameradschaft und der Aufopferung wurden hier gedreht. Hans Nielsen spielte den tapferen Hauptmann Schulz, der das Fort erst aufgibt, als ein Befehl des Armeekommandos ihn nach Damaskus ruft, wo der Aufstand ausgebrochen ist und die Front im Rücken bedroht. Joachim Gottschalk ist der junge Leutnant Keller, der die verwegensten Patrouillen ausführt und sich kämpfend nach dem tobenden Damaskus durchschlägt, verwundet wird und trotzdem die Führung der kleinen Truppe übernimmt, um sie aus der Umklammerung des Gegners und bis in die Hefiiat zu bringen. In Babelsberg bei Berlin waren unterdessen die Atelierbauten für „Aufruhr in Damaskus" errichtet, und so konnte Gustav Ucicky ohne Pause ins Atelier gehen.